Gehirnkino.

oder:

"Die Weiten des Subspace"


Subspace

Im BDSM bezeichnet Subspace (auch Headspace genannt) eine Zustandsveränderung des Bewußtseins, die der empfangende Partner (Sub oder Bottom) während einer Spielszene erfahren kann, und die wegen ihrer Rauschähnlichkeit beliebt ist. Eine umgangssprachliche Bezeichnung dafür ist Fliegen, oder eben bei uns das Gehirnkino.

Dieser Ekstasezustand lässt sich auf zweierlei Weisen erklären. Sieht man ebenso wie beim so genannten Lustschmerz den erfahrenen Schmerz im Vordergrund, so lässt er sich als "schmerzinduzierte Trance" verstehen. Dabei spielen vermutlich die bei körperlichen Schmerzen ausgeschütteten Endorphine (körpereigene Opioide) und der erhöhte Adrenalinspiegel eine wichtige, biochemische Rolle.

Neben den körperlichen sind je nach Person und Spiel (z. B. bei Fesselungs- und Rollenspielen) auch psychische Aspekte am Subspace beteiligt: z. B. das Auskosten der Erfahrung, für begrenzte Zeit alle Macht abzugeben und dem Partner vollkommen wehrlos ausgeliefert zu sein. Viele Bottoms/Subs tauchen während der Spielszene gezielt möglichst tief in die Spiel-/Phantasiewelt ein.

Ist der Zustand des Subspace erreicht, so kann ein einfühlsamer Top das Spiel für eine Weile pausieren und den Sub in der Schwebe lassen, damit dieser das Gefühl und die Rückkehr aus dem Subspace voll auskosten kann.

"M"


Für Alle, die mit dem Begriff "Gehirnkino" trotz Definition nichts anfangen können, sei hier ein kleines Erlebnisbeispiel zum Besten gegeben:

Als ich mich eines Nachts mal wieder am Kreuz fixiert fand, habe ich das erste Mal erfahren, wie weit so ein "Kino im Kopf" ins Bewußtsein dringen kann...

... und wie schnell das gehen kann...!

Allein die Tatsache, daß ich mit dem Gesicht zur Wand stand, und somit weder sehen konnte was im Zimmer vor sich geht, noch was mein "Peiniger" als nächstes mit mir anstellt, reichte schon um eine gewisse Grundstimmung der Angst in mir zu wecken.

Nachdem ich die ersten Schmerzen durchlitten habe, wurde es still im Zimmer, und ich fand mich allein. Ich hörte noch ein "Bin gleich wieder da..." und mein Partner verschwand im Badezimmer. Eine Weile später (mir kam es sehr lange vor) wurde ich nervös, da ich immer noch nichts hörte.

Ich fing an zu jammern und versuchte, ob ich die Ketten von den Haken am Kreuz losbekomme - vergeblich!

Plötzlich wurde ich von hinten angefahren

"Was ist denn hier los?! Randale? Wirst schon sehen, was Du davon hast!"

Die Ketten wurden recht unsanft gelöst und ich wurde sofort, begleitet von Drohungen, bäuchlings aufs Bett gestoßen. Ein Versuch der Flucht war unmöglich, da ich hart niedergedrückt wurde und mein Peiniger mir keine Gelegenheit ließ mich in irgendeiner Weise zu wehren. Meine Handgelenke mit der einen Hand und meinen Hals mit der anderen Hand festgehalten, drang er in mich ein. Sein komplettes Gewicht auf mir nahm mir die Luft und verhinderte, daß ich mich vielleicht doch noch frei strampeln konnte. Außerdem wurde die Hand um meinen Hals bei jedem Versuch fester zu gedrückt. Die Bisse in meine Schulter und in meinen Nacken; die Geräusche, die er von sich gab; das nach hinten biegen meines Kopfes... verursachte bei mir eine Gänsehaut und sorgte dafür, daß mir kurz darauf die Sinne versagten.

Als ich wieder zu mir kam, war ich immer noch in seinen Fängen...

Die Angst war wieder voll da, die Bilder in meinem Kopf schlugen Purzelbäume, mein Körper zuckte...

... und mitten in diesem berauschendem Orgasmus aus Angst und Lust reißt er mich an der Schulter herum und eine Stimme, die direkt aus der Hölle hätte sein können, sagt "Atme!" und ich sehe in weiße Augen

Irgendetwas tief in meinem Hinterkopf wollte mir klarmachen, daß es nur Kontaktlinsen sein können, doch das drang nicht mehr in mein Bewußtsein. Ich schlug auf den Dämon ein und schrie wie am Spieß...

Mein Schatz brauchte fünf Minuten, um mich wieder in die Realität zurück zu holen, und mich zu beruhigen.

So macht "Gehirnkino" erst richtig Spaß... :)

Auf diese Weise habe ich inzwischen mehrere "kleine Reisen" unternommen, und mußte feststellen, daß ich manchmal so weit in die Tiefen des Subspace abtauche, daß sich vor meinem inneren Auge sogar die Umgebung stark verändern kann. In solchen Momenten ist es für mich dann besonders wichtig, daß mein "schwarzes Monster" mich auffängt und behutsam wieder in die Realität knuddelt. 

 

(Bäumchen)

 

...wird fortgesetzt!